


Symptomveränderungen und Leistungsmetriken in verschiedenen Diagnosegruppen
ILF-Neurofeedback in der klinischen Praxis
In unseren Ergotherapiepraxen wurden zwischen 2015 und 2024 Symptomdaten, kontinuierliche Leistungstestdaten und diagnostische ICD-10-F-Code-Kategorien erhoben. Voraussetzung für die Behandlung war, dass der Patient bereits stabilisiert war, sofern Medikamente eingenommen wurden und keine weiteren Veränderungen geplant oder erwartet wurden. Sowohl für das Neurofeedback-Training als auch für die Datenverarbeitung wurde vor der Behandlung eine Einverständniserklärung eingeholt. Sämtliche Daten wurden anonymisiert und von einen Fachanwalt für Medizinrecht überprüft.

Der Aufnahmeprozess besteht aus einem Interview zur Erfassung der persönlichen und Krankheitsgeschichte, der Symptomverfolgung sowie der Dysregulationsmuster und der CPT-Beurteilung (QIK-Test). Der Schwerpunkt liegt auf der Identifizierung von Erregungsindikatoren, Instabilitäten (paroxysmale Symptome), Enthemmung, lokalisierten Funktionsstörungen sowie erlernten Ängsten und Gewohnheiten. Der Schwerpunkt lag insbesondere auf Fällen mit F-Codes der Hauptkategorien „F3 – Affektive Störungen“ (MO), „F4 – Neurotische, stressbedingte und somatoforme Störungen“ (NS), „F8 – Störungen der psychischen Entwicklung“ (PD) und „F9 – Verhaltens- und emotionale Störungen, die in der Regel in der Kindheit und Jugend auftreten“ (BE) zur anschließenden Analyse. Die ICD-10-F-Codes wurden vom überweisenden Kliniker bereitgestellt, wobei das Neurofeedback im deutschen Gesundheitssystem von Ergotherapeuten auf Überweisung eines Allgemeinarztes, Psychiaters oder Psychotherapeuten durchgeführt wurde. Die Gesamtstichprobe umfasste N = 256 Fälle. 36 der 256 Fälle konnten aufgrund fehlender Datenpunkte nicht ausgewertet werden, was ca. 14,1 % unvollständigen Fällen entspricht. Die Abbruchrate lag bei null, d. h. kein Patient brach die Behandlung ab. Eine Übersicht über die Klienten gibt Tabelle 1 . Sie zeigt die Anzahl der Klienten pro Gruppe, das Durchschnittsalter, die Geschlechterverteilung und die durchschnittliche Anzahl der Neurofeedback-Sitzungen.


ILF-Neurofeedback in der klinischen Praxis: Untersuchung von Symptomveränderungen und Leistungsmetriken in verschiedenen Diagnosegruppen
Thomas Theis(1) Ute Bolduan(1) Sigrid Seuß(2) Johannes Spallek(2) Bernhard Wandernoth(2) René Mayer-Pelinski(2,3)*
- (1) REHA Point, Gruppe Ergotherapie-Kliniken in Kassel, Deutschland
- (2) BEE Medic GmbH, Singen, Deutschland
- (3) Praxis für Psychotherapie, Ottendorf-Okrilla, Deutschland
Einleitung: Neurofeedback (NF), insbesondere Infra-Niederfrequenz-Neurofeedback (ILF), ist eine neue Methode der Neuromodulation zur Verbesserung der Selbstregulation des Gehirns. Es ist ein potenziell wirksames Instrument zur Ergänzung des klinischen Instrumentariums und unterstützt die Behandlung von Symptomen, die auf Defizite in der Erregungsregulation zurückzuführen sind. Trotz der breiten Anwendung und Anwendbarkeit des Erregungsregulationsmodells besteht eine Lücke zwischen seiner praktischen Anwendung und der akademischen Forschung. Diese Studie untersucht die Wirksamkeit von ILF-Neurofeedback in verschiedenen Diagnosegruppen und geht der Frage nach, ob subjektive Symptomänderungen mit objektiven Leistungsmaßen korrelieren.
Methoden: Zwischen 2015 und 2024 untersuchte eine Studie mit 256 Patienten einer Ergotherapiepraxis den Einfluss von ILF-Neurofeedback auf verschiedene Symptomgruppen. Die Gruppen wurden nach den ICD-10-F-Codes für „F3 – Affektive Störungen“ (MO), „F4 – Neurotische, stressbedingte und somatoforme Störungen“ (NS), „F8 – Entwicklungsstörungen“ (PD) und „F9 – Verhaltensstörungen im Kindes- und Jugendalter“ (BE) eingeteilt. Zur Verlaufskontrolle vor und nach der Neurofeedback-Therapie wurden Symptomtracking und der Continuous Performance Test (CPT) zur Erfassung von Fehlern und Reaktionszeiten eingesetzt.
Ergebnisse: Die Diskriminanzanalyse zeigte signifikante Unterschiede im Symptomprofil zwischen den Diagnosegruppen mit einer Genauigkeit von 79 %. Ein lineares Mischmodell zeigte eine konsistente Symptomreduktion über Neurofeedback-Sitzungen hinweg, mit einem schnelleren Rückgang in den ersten Sitzungen. ILF-Neurofeedback verbesserte Reaktionszeiten, reduzierte Fehler, verbesserte die Unterscheidungsfähigkeit und erhöhte die Vorsicht, ohne dass es zu Gruppenunterschieden kam. Die Korrelationsanalyse zeigte, dass die Symptomverfolgung mit reduzierten Ausführungsfehlern und verbessertem d-prime in der MO-Gruppe korrelierte, während sie in der NS-Gruppe mit einem Anstieg des d-prime verbunden war. In der PD-Gruppe korrelierte die Symptomverfolgung mit korrekten Antworten und weniger Auslassungsfehlern; in der BE-Gruppe wurden keine signifikanten Korrelationen gefunden.
Diskussion: Diese Studie bestätigt, dass ILF-Neurofeedback in vier Diagnosegruppen hinsichtlich Selbsteinschätzung und Leistung gleichermaßen wirksam ist. Die Symptome nahmen während des NF signifikant ab, wobei der stärkste Rückgang in den ersten zehn Sitzungen zu verzeichnen war. Leistungsverbesserungen zeigten sich im Continuous Performance Test, jedoch korrelierte der Symptomrückgang nur in einigen Gruppen mit der Leistung. Dies deutet darauf hin, dass subjektive Bewertungen und Leistung unabhängig voneinander sein können oder von der Diagnosegruppe abhängen. Weitere Forschung mit einer Kontrollgruppe ist erforderlich, um die Auswirkungen von ILF zu untersuchen.