Was ist ILF Neurofeedback-Therapie?
Neurofeedback ist eine computergestützte Trainingsmethode, bei der den Klient:innen ausgewählte Parameter ihrer eigenen Gehirnaktivität, über die der Mensch für gewöhnlich keine Wahrnehmung hat, zurückgemeldet werden. Hierzu wird dem Gehirn über visuelle, auditive und taktile Reize (Videoanimation mit Sound) die Änderung seiner Gehirnaktivität in einem bestimmten Frequenzbereich gespiegelt (Feedback). Durch diese Rückmeldung lernen die Patient:innen ihre Gehirnaktivität selbst besser zu regulieren. Viele Krankheiten, Störungen oder ungewollte Verhaltensmuster sind auf Fehlregulierung der Gehirnaktivität zurückzuführen. Mit Neurofeedback können diese Fehlregulationen besser ausgeglichen und so die Funktions- und Leistungsfähigkeit gesteigert werden.
…Feedback
Menschen können fast alles erlernen. Voraussetzung ist aber, dass eine Rückkopplung (= Feedback) zwischen dem Gewollten und dem Erreichten besteht. Wir könnten nicht Fahrrad fahren lernen, wenn wir keine Schräglage spüren könnten. Die meisten Funktionen in unserem Körper und Geist hingegen können wir nicht direkt wahrnehmen und auch nicht bewusst beeinflussen – sie werden praktisch automatisch gesteuert. Wenn nun eine solche Funktion nicht mehr richtig funktioniert oder gar ganz ausfällt, gibt es kaum eine Möglichkeit, diese zu trainieren, weil ja kein direkter Einfluss vorhanden ist. Hier kommt „Neuro-Feedback“ zur Anwendung. Neurofeedback fällt unter den Oberbegriff Biofeedback. Es handelt sich hierbei genauer betrachtet um ein EEG Biofeedback. Dabei werden bestimmte Parameter der Gehirnfunktion mit geeigneten Geräten gemessen und unserem Gehirn zurückgemeldet, also quasi „gezeigt“ oder „gespiegelt“. In der Regel werden optische oder akustische Feedbacksignale verwendet. Beispiel Schlaganfall: Wenn die Muskulatur an den Armen oder Beinen oder Rumpf nicht mehr richtig funktioniert, kann sie kaum direkt zum besseren Arbeiten motiviert werden, weil sie eben nicht gespürt wird. Die Funktion kann aber mit Bewegungssensoren gemessen werden (Bio-) und dem Patienten gezeigt werden (Feedback). Dieses einfache Verfahren ermöglicht dann das direkte Training des Muskels.
Neuro…
Das gleiche Prinzip, das eben als Biofeedback beschrieben wurde gilt für unser Gehirn und wird dort als Neurofeedback bezeichnet. Wir können praktisch keine der vielen Funktionen unseres Gehirns wirklich direkt spüren oder beeinflussen. Eine Depression ist da oder nicht da, sie direkt zu beeinflussen ist nicht wirklich möglich. Hier kann nun Biofeedback in Form von Neurofeedback (Rückmeldung von Hirnströmen) zum Einsatz kommen. Eine sehr direkte und gleichzeitig sehr einfache Methode, etwas über die Vorgänge im Gehirn zu erfahren, ist die Messung der Gehirnströme, des EEG (Elektroenzephalogramm). Obwohl das Aufnehmen der millionstel-Volt großen Gehirnsignale auf der Kopfoberfläche mit einem Mikrophon zu vergleichen ist, das man an der Außenseite eines großen Bürogebäudes anbringt, ist die Information, die man so erhält, ausreichend, um das Gehirn oder Teile davon in einen Biofeedback-Kreislauf zu bringen und zu trainieren. Beispiel Aufmerksamkeit: Wer in der Schule nicht aufpasst, bekommt das früher oder später zu hören oder zu spüren. Leider meistens zu spät. Im EEG können kurze Phasen der Unaufmerksamkeit sofort detektiert und zurückgemeldet werden. Bis zu 2000 mal in einer Neurofeedback Trainingssitzung. Über die Zeit soll das Gehirn lernen, den aufmerksamen Zustand immer länger beizubehalten. Ziel des Neurofeedback Trainings ist, dass das Gehirn lernt, einen angemessenen Zustand einzunehmen und diesen auch halten zu können. Wir sagen auch, mit Neurofeedback soll die Selbstregulierungsfähigkeit des Gehirns verbessert werden. Und nochmals zu dem Bürogebäude: Wenn der Chef der tausend Leute, die darin arbeiten, sich beklagt, dass es in dem Büro einfach zu laut zugeht, alle nur herumschreien und trampeln, könnte man ja mit eben dem Mikrofon an der Außenseite messen, wie laut es gerade ist und immer dann, wenn es mal gerade leiser ist, schöne Musik in die Lautsprecheranlage des Gebäudes einspeisen. Mit der Zeit würden sich alle ans leiser sein gewöhnen und diesen Zustand auch nach Abschluss des Trainings aufrecht erhalten. Wozu ist eine Neurofeedback-Behandlung gut? Eine Neurofeedback-Behandlung kann bei einer Vielzahl von Störungen hilfreich sein.
Dazu gehören u.a.:
- Angststörungen
- Aufmerksamkeitsstörungen (ADS/ADHS)
- Autismus
- Depression
- Epilepsie
- Migräne
- Schlafstörungen
Speziell bei Kindern kann Neurofeedback auch günstig wirken auf verschiedene schlafbezogene Störungen wie:
- Albträume
- Bettnässen
- Nachtschreck
- Schlafwandeln
- Zähneknirschen
Es wird angenommen, dass vielen Störungen eine Fehlregulierung der Gehirnfunktion zugrunde liegt. Ziel einer Neurofeedbackbehandlung ist, das Gehirn zu trainieren, seine Funktion zu verbessern. Durch mehrmalige Wiederholung des Trainings soll sich die Gehirnfunktion dauerhaft umstellen und Symptome der zu behandelnden Störungen können vermindert oder vollständig zum Verschwinden gebracht werden. So berichten ehemalige Migräne-Patient:innen, dass sie nach den (typisch) 20-40 Sitzungen jahrelang keine Migräne mehr bekommen haben oder diese deutlich seltener oder schwächer aufgetreten ist. Diese Menschen werden zwar eine Prädisposition für Migräne behalten, die Symptome müssen aber nicht auftreten. In wissenschaftlichen Studien konnte gezeigt werden, dass mit einer Neurofeedback-Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen (ADS/ADHS) vergleichbare Resultate erzielt werden konnten wie mit der Medikamentengabe (Methylphenidat, auch bekannt als Ritalin). In den letzten Jahren wird viel in der Anwendung von Neurofeedback im ganzen Spektrum der psychischen Störungen geforscht, teilweise mit erstaunlichen Ergebnissen. Bei Patient:innen, die wegen spezifischer Störungen Medikamente einnehmen, kann die Neurofeedback-Behandlung zu einer Reduktion der Medikamentendosis führen oder gar das Absetzen der Medikamente ermöglichen. Keinesfalls jedoch ist Neurofeedback als ein Allheilmittel zu verstehen. Auch kann es Medikation nicht immer ersetzen. Neben der eher medizinischen Anwendung wird Neurofeedback auch für Tiefenentspannung und Meditation eingesetzt.
Menschen, die bereits sehr gut auf ihrem Gebiet sind, wollen gern noch besser werden (Musiker, Spitzensportler, Manager). Diese wählen immer häufiger Neurofeedback als Spitzenleistungstraining (Peak Performance Training). Auch bei älteren Menschen kann eine gute Gehirnfunktion durch regelmäßiges Neurofeedback-Training unterstützend wirken. Fast jedes Gehirn, unabhängig davon, in welchem Ausgangszustand es sich befindet, kann zu besserer Funktion trainiert werden. Neurofeedback-Training kann, wenn nicht korrekt durchgeführt, unerwünschte Nebenwirkungen haben. Beispiele wären eine unangepasste Aktivierung oder Untererregung wie Erregtheit, Angstzustände, Benommenheit, Schlafstörungen, Depressionen. Solche Effekte sollten von kurzer Dauer sein, es sei denn, das falsche Training würde über längere Zeit fortgesetzt. Falsches Training kann Symptome verstärken anstatt sie zu lindern. Eine Neurofeedbacktherapie sollte daher ausschließlich von ausgebildetem Fachpersonal durchgeführt werden.